Im Gespräch mit dem Sprecher der Geschäftsleitung der Scholz und Partner-Kapitalverwaltungsgesellschaft aus Salzkotten anlässlich der Jahresberichterstattung
Gesundheitsimmobilien und erneuerbare Energien im Fokus
Oktober 2024
Die DGS-Unternehmensgruppe, mit der integrierten Scholz und Partner GmbH als Kapitalverwaltungsgesellschaft, hat seit Mitte der 19-Neunziger Jahre über 200 Millionen Euro Immobilieninvestitionen getätigt. Heute haben Sie fünf alternative Investmentfonds (AIF) mit Immobilien an 19 Standorten im Bestand. Können Sie uns mehr über diese Fondsstrukturen und deren Anlageziele erzählen?
Herr Iggesen: Ja, wir verwalten aktuell fünf AIF, davon einen Publikums-AIF für Privatkunden der Produktgruppe „Westfälische Zinshaus“ sowie vier Spezialfonds, sogenannte S-AIF für professionelle Kunden, der Produktgruppe „Westfälische Sozialimmobilien“. Der Fokus unserer Fonds liegt auf dem Erwerb und der Entwicklung von Gesundheits- und Sozialimmobilien, wie stationäre Pflegeeinrichtungen, Betreutes Wohnen und inklusive Einrichtungen für Menschen mit Handicap. Ziel ist es, stabile und nachhaltige Renditen für unsere Investoren zu erzielen, indem wir auf gesellschaftlich relevante Immobilientypen setzen, die auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten gefragt sind. Unser langjähriges Fachwissen im Gesundheitssektor und gewachsene Partnerschaften, z.B. zu caritativen und kirchlichen Einrichtungen, geben uns hier einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.
Wie haben sich die Fonds seit Emission entwickelt? Können Sie uns einen Überblick über die bisherigen Erfolge geben?
Iggesen: Unsere Fonds der Produktgruppe „Westfälische Sozialimmobilen“ haben sich überaus erfolgreich entwickelt. Seit Emission konnten wir Anstiege der Anteilwerte von rund 70 % nach Emission auf bis deutlich über 100 % des Eigenkapitals nach zum Teil nur kurzen Laufzeiten verzeichnen. Alle prospektierten Ausschüttungen zwischen 3,75 % und 4,50 % wurden zudem zusätzlich und vollständig geleistet. Dies ist besonders bemerkenswert, wenn man die seit vier Jahren sehr herausfordernden, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bedenkt, wie steigende Kreditzinsen, hohe Bau- und Kaufpreise sowie bei unseren gewerblichen Mietern der brachenübergreifende Fachkräftemangel, mit denen auch diese konfrontiert sind.
Sie sprechen die schwierigen Rahmenbedingungen an. Wie gehen Sie mit den gestiegenen Zinsen, hohen Baukosten und dem Fachkräftemangel um?
Iggesen: Diese Entwicklungen sind in der Tat eine Herausforderung, aber wir konnten dank einer vorausschauenden Planung und einem risikobewussten Management dennoch bis heute sehr gute Ergebnisse erzielen. Wir arbeiten eng mit unseren langjährigen Partnern im Bau- und Immobiliensektor zusammen und versuchen durch intelligente Projektplanung und effiziente Prozesse die Kosten zu kontrollieren. Zudem setzen wir vermehrt auf modernste Technologien, um die Effizienz beim Bau als auch während des laufenden Betriebes in den Einrichtungen zu steigern. Was den Fachkräftemangel betrifft so arbeiten wir eng mit den Betreibern zusammen und investieren gezielt in qualitativ hochwertige Einrichtungen. So schaffen wir bedürfnisgerechte, attraktive Arbeitsumfelder, stellen langfristige Partnerschaften sicher und stärken die Stabilität der Investments für unsere Anleger. Unsere seit Jahren konstant hohe Vermietungsquote von über 99 % im Gesamtbestand unserer Fonds ist Ausdruck des Ergebnisses der Zusammenarbeit mit den lokal verantwortlichen Mietern bzw. Betreibern.
Ein weiteres aktuelles Problem sei die sinkende Belegung in stationären Pflegeeinrichtungen. Wie wirkt sich das auf Ihre Sozialimmobilien aus?
Iggesen: Sinkende Belegungszahlen sind bundesweit sicherlich eine Herausforderung, insbesondere in stationären Pflegeeinrichtungen. Allerdings haben wir in unseren Fonds bewusst auf eine breite Diversifizierung der Standorte, Betriebs- und Immobilienarten gesetzt. Neben stationären Pflegeeinrichtungen umfassen unsere Investments auch inklusive Einrichtungen für Menschen mit Handicap sowie Wohnobjekte, die alle derzeit eine steigende Nachfrage verzeichnen. Zudem arbeiten wir intensiv mit den Betreibern zusammen, um individuelle, standortbezogene und innovative Pflegekonzepte zu entwickeln um so die Attraktivität der Einrichtungen weiter zu erhöhen. Zudem wissen die Betreiber an unseren Investitionsstandorten um ihre eigene Verantwortung und erhöhen durch eigene Investitionen die Attraktivität der Standorte für Bewohner und Arbeitskräfte. Mittel- bis langfristig sind wir überzeugt, dass der demographische Wandel in Deutschland weiterhin zu einer stabilen Nachfrage nach Pflege- und Gesundheitsimmobilien führt. Unsere Expertise besteht darin, diese auch künftig zu erkennen und für unsere Anleger zusammen mit den Betreibern für Bewohner und Nutzer in nachhaltige Investments umzusetzen.
Sie haben kürzlich den neuen Geschäftsbereich „Erneuerbare Energien“, speziell Photovoltaik, eingeführt. Was steckt hinter dieser Entscheidung, und wie fügt sich dieser Bereich in Ihre bestehende Geschäftsstrategie ein?
Iggesen: Der Bereich erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik, passt hervorragend in unsere Geschäftsstrategie. Unsere Investoren erwarten zunehmend nachhaltige und umweltfreundliche Investmentmöglichkeiten, und wir sehen u.a. in der Kombination von Gesundheitsimmobilien und erneuerbaren Energien eine große Chance. Viele unserer Immobilien, Gesundheitsimmobilien ebenso wie unsere weiteren Gewerbeobjekte, verfügen über große Dachflächen, die sich ideal für Photovoltaikanlagen eignen. Durch Nutzung der Solarenergie können wir die Betriebskosten für unsere Mieter senken, den gewerblichen Mietern deren Nachhaltigkeitsberichte optimieren und gleichzeitig zur Energiewende beitragen. Dies verbessert nicht nur die Rendite unserer Fonds, sondern erfüllt auch die gestiegenen Anforderungen an Nachhaltigkeit, die von vielen institutionellen und zwischenzeitlich auch verstärkt von privaten Investoren an uns gestellt werden.
Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Fonds und welche Strategien verfolgen Sie in den nächsten Jahren?
Iggesen: Unsere Strategie für die kommenden Jahre ist klar: Wir wollen weiter in nachhaltige und gesellschaftlich relevante Immobilien investieren. Dabei ist uns ein gesunder Ausgleich zwischen ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit wichtig. Neben dem Ausbau unseres Portfolios im Bereich Gesundheitsimmobilien werden wir daher verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Hierzu wurde im letzten Jahr mit Dr. Uwe Baer ein langjährig erfahrener Mitarbeiter aus dem Assetmanagement speziell für den neuen Bereich Energiewirtschaft in die Geschäftsleitung von Scholz und Partner berufen. Seine naturwissenschaftlich promovierte Expertise hilft uns zusammen mit unseren externen Partnern die Fonds der neuen Produktgruppe „Westfälische Energien“ zu konzipieren.
Das ist ein großer Schritt. Folgt damit in Zukunft eine grüne Produkt-Offensive?
Iggesen: Das Thema Nachhaltigkeit wird auch in der Finanzwelt immer wichtiger, und wir wollen hier eine seriöse Vorreiterrolle, ohne Greenwashing zu betreiben, einnehmen. Exponentielles Wachstum steht nicht im Fokus unserer Überlegungen, sondern durchdachte und gut geplante Investments für unsere Anleger – sind unsere Fonds für Anleger dauerhaft erfolgreich, geht es dem Unternehmen und unseren Mitarbeitenden gut. Das seriöse Vorgehen zieht langfristigen Erfolg nach sich. Auch zunehmende Digitalisierung im Gesundheitswesen und in der Immobilienwirtschaft bietet interessante Chancen, die wir nutzen werden. Langfristig streben wir in allen Fonds stabile und attraktive Renditen für unsere Investoren an, bei gleichzeitiger Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte.
Abschließend, welche Rolle spielt der Publikums-AIF „Westfälische Zinshaus“ innerhalb Ihres Portfolios?
Iggesen: Der Publikums-AIF „Westfälische Zinshaus“ ist unser Dauerbrenner und läuft bereits seit 2006, noch vor der grossen Reform des Kapitalanlagerechts 2013. Er stellt im Portfolio eine wichtige Ergänzung zu unseren Spezialfonds dar. Anleger sind dort private Investoren denen wir es ermöglicht haben, Zugang zu attraktiven Investments im Bereich Wohnimmobilien, mittlerweile aber auch Gewerbe- und Sozialimmobilien zu erhalten. Dies ergibt eine sehr gute Chancen-Risikomischung über verschiedene Assetklassen, Mieter und Standorte hinweg. Mit diesem Fonds haben die Anleger die Möglichkeit, von stabilen Erträgen insbesondere aus dem Wohnungsmarkt und den Gesundheitsimmobilien zu profitieren. Gleichzeitig setzen wir auch hier auf Nachhaltigkeit, etwa durch energieeffiziente Modernisierungen oder den Einsatz von Photovoltaik, um so den langfristigen Wert unserer Immobilien zu steigern. In diesen Wochen erhält z.B. eine moderne Pflegeeinrichtung im Bestand eine der bereits erwähnten PV-Anlagen installiert und steht vor dem Anschluss an das Stromnetz. Aufgrund dieser positiven Entwicklung, der Fonds schüttet seit Gründung bis heute konstant jährlich 5 % an die Anleger aus, haben sich letztes Jahr die Fondsgesellschafter mit hoher Mehrheit entschlossen, die Laufzeit des Fonds bis 2036 zu verlängern.
Vielen Dank für das Interview! Wir sind gespannt auf die weitere Entwicklung Ihrer Fonds und Projekte.
Iggesen: Danke meinerseits! Wir freuen uns auf die Zukunft und weitere spannende Herausforderungen in unseren Märkten.